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Das Thema AIDS
Eigentlich existieren zu wenige Arbeiten von Lips zu diesem Thema, um
ihnen eine eigene Gruppe zu widmen. Aber Lips' Umgang mit der Krankheit
ist bemerkenswert. Einerseits hat er in seiner eigenen Arbeit nie eine
so moralische, eine so eindeutige Position vertreten, wie er es in den
beiden Triptychen zum Thema AIDS tat. Andererseits gibt es bei Lips keinen
Ansatz zur Rebellion oder zur Formulierung von Forderungen an eine stigmatisierende
respektive gleichgültige Gesellschaft, wie sie sich bei vielen von Aids
betroffenen Künstlern in dieser Zeit findet. Lips sucht Schuld. Und er
sucht diese Schuld an der Krankheit in der eigenen Gruppe. Lieblosigkeit
und kommerzialisierter Sex - hier sucht er die Quellen der Infektion.
Den abfotografierten Pornobildern stellt er zärtliche Bilder aus Tanz
und Begegnung gegenüber.
"positiv-negativ" sind zwei Arbeiten aus dem Jahr 1987 betitelt.
"Positiv-Negativ" hieß auch eine Ausstellung im Berliner Schwulencafé
Anderes Ufer. Lips hatte das gesamte Café mit zwei postkartengroßen
Motiven seiner 1988er Köpfereihe tapeziert, einem roten und einem
blaugrünen, einem positiven und einem negativen Kopf. Diese Inszenierung
war sehr düster und wirkte bedrohlich. Positiv-Negativ war für Lips
nicht primär ein Testergebnis, sondern die Entscheidung, die ein Mensch
bezüglich seiner Einstellung zum Leben treffen kann. Einer Entscheidung
gegen das Böse und für das Gute. Wenn er nur positiv genug lebte,
so dachte Lips fast bis zu seinem Tode, würde er die Infektion besiegen
können.
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SB 033 |
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SB 034 |
o.T. (positiv - negativ I), 1986 |
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o.T. (positiv - negativ II), 1987 |
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SB 112 |
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o.T., 1992 |
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